Geschichte der Stadtkapelle

Die Geschichte der städtischen Blasmusik lässt sich in Meersburg bis ins Jahr 1804 zurückverfolgen. Damals erwarb das Bürgermilitär die Instrumente des aufgelösten Truppenkontingentes des Konstanzer Fürstbischofs, um fortan ein eigenes Musikkorps zu unterhalten, dem die Ausgestaltung der kirchlichen und weltlichen Feste zufiel. Die Zwangsaufhebung der demokratisch gesinnten Bürgermiliz nach der Revolution von 1848/49 bedeutet auch das Ende der Meersburger "Bürgermilitärmusik".

Auf "zivile" Grundlage lebte eine städtische Musik schon 1852 wieder auf. Von einem immer wieder neu organisierten Verein getragen, bildete das Blasorchester zunächst unter Valentin Schreiber, dann unter Anton Benz für viele Jahrzehnte das Herzstück des Musiklebens in Meersburg, bis sie sich im Zeichen der Finanznot nach dem 1. Weltkrieg auflöste. Unter gleichen Umständen scheiterten verschiedene Versuche, die Stadtkapelle in früherer Form zu aktivieren. Sieht man von einer größeren, durch den Kriegsausbruch um den Erfolg gebrachten Initiative des Gemeinderates gegen Ende der 30er Jahre ab, so war es nur dem Idealismus einiger Bürger zu danken, dass eine städtische Blasmusik wenigstens in begrenztem Umfang weiterexistierte.

Schon 1946 erstand die Stadtkapelle von neuem, freilich in schmaler Besetzung, die dazu zwang, bei wichtigen Auftritten auswärtige Musiker hinzuzuziehen. Darüber hinaus wurde die Entwicklung durch häufigen Leitungswechsel – zwischen 1950 und 1956 wirkten nacheinander fünf Dirigenten – ungünstig beeinflusst, sodass weder die 1953 erfolgte Gründung der Knabenmusik für die Nachwuchsschulung noch die Umwandlung der als Verein organisierten Stadtkapelle in eine Einrichtung der Gemeinde den Niedergang aufhalten konnte. Als Stadtrat und Verwaltung aber 1957 mit dem Berufsmusiker Toni Haile erstmals einen hauptamtlichen Stadtkapellmeister anstellten, begann ein alle Erwartungen übertreffender Aufschwung. Haile setzte ganz auf einen Neuaufbau und nahm deshalb das vorübergehende Erlöschen der Stadtkapelle in Kauf. An ihre Stelle trat die als "Jugendkapelle" auftretenden älteren Jahrgänge der Knabenmusiker. Mit fortschreitendem Lebensalter der Musizierenden entwickelte sich aus diesem Orchester ganz organisch wieder eine "Stadtkapelle". Unter dieser Bezeichnung tritt sie seit 1963 in der Öffentlichkeit auf. Seit Gründung der Stadtkapelle (Jugendkapelle) im Jahr 1963 verfügt die "Bürgermusik" in Meersburg nun endlich über die ideale Basis: eine große Zahl gründlich ausgebildeter Musiker, die imstande sind, Jahr für Jahr ein anspruchsvolles Konzertprogramm zu gestalten.


Dr. Martin Welke, Gründer des Zeitungsmuseum Meersburg

Meersburger Gemeindepost vom 27. August 1950 zur Geschichte der Stadtkapelle Meersburg